über Schreiben schreiben

Schreibtipp: Schreibdenken – Ulrike Scheuermann

Ulrike Scheuermann ist Schreib-Coach und Seminarleiterin. Ich war von ihrem Kurs für Promovierende letzten Dezember so begeistert, dass ich von ihr einfach nicht mehr loskomme. Und das im positiven Sinne. Ihre Schreibfitness-Mappe habe ich euch schon vorgestellt. Das kleine UTB Büchlein Schreibdenken dagegen behandelt eine spezielle Art des Schreibens, die jeder Autor zumindest ausprobiert haben sollte. 128 Seiten hat das Buch, das 2016 in seiner dritten Auflage erschienen ist. Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

Schreiben und Denken?
Schreibenken von Ulrike Scheuermann (Cover: utb)

Aber was ist Schreibdenken überhaupt? Im Grunde etwas ganz Simples, darum zählt Ulrike Scheuermann auch erst einmal die Vorteile auf, die der Prozess haben kann. Wie es den Fokus verschärft und Probleme löst, einfach nur durch Schreiben. Und tatsächlich ist es auf den zweiten Blick dann doch etwas komplexer. Schreibdenken bezeichnet den Prozess des Einfachdrauflosschreibens – allerdings mit einer gezielten Fragestellung. Die kann allgemein sein „Welches Thema will ich in meinem nächsten Buch“ behandeln, oder sehr konkret „Wie kann ich die These, dass Mutterschaft von der Frau getrennt zu betrachten ist, deutlich machen“, auch im literarischen Feld „Wie schaffe ich es, dass meine Protagonistin Grund hat, dieses oder jenes zu tun“.

Schreibdenken ist, wie auf den ersten Blick klar ist, das Denken beim Schreiben. Das Weiterdenken komplexer Fragen, ohne einen Aspekt aus dem Auge zu verlieren – weil ja alles noch da steht. Aber auch das Konkretisieren, wenn wir das Gefühl haben, irgendetwas wäre noch zu schwammig. Während in unserem Kopf die Gedanken da sind, bringen wir sie dann zu Papier und halten sie fest. Das hilft beim Argumentieren in wissenschaftlichen Aufsätzen wie beim Beseitigen von Plotlöchern, ohne sie mit Käse zu überbacken.

Was mache ich damit?

Doch nicht nur bei Struktur, Argumentation und Plot hilft Schreibdenken. Ulrike Scheuermann zeigt die Anwendung dieser Schreibart in Unterricht und Lehre, auf Seminaren und im Einzelfall. Die Übung kann schnell Ruhe in eine aufgewühlte Gruppe bringen oder fast schon psychologische Hilfe bei individuellen Problemen liefern. Darum ist Schreibdenken meiner Meinung nach eine universelle Möglichkeit, die weit über eine Schreibhilfe für Autoren hinaus geht.

Ob als kleiner täglicher Schreibeinstieg, der den Fluss kommen lässt, oder als konkrete Hilfestellung bei Schreibblockaden und Unsicherheit, Schreibdenken ist so simpel wie effektiv. Um das zu verdeutlichen und die unterschiedlichen Ansätze und Anwendungen zu zeigen, erklärt das Buch nicht nur, wie ein Schreibprozess aussehen kann, sondern bietet auch konkrete Übungen, die alltagstauglich sind.

Mein Schreibdenken

Schreibdenken geht immer, Stift und Papier und los gehts. (Foto picjumbo_com / pixabay.com)

Wer jetzt ohnehin viel im Kopf plottet und wenig dazu schriftlich vorplanen mag, findet eventuell eine Möglichkeit, aus einer verzwickten Situation wieder hinaus zu finden. Wer eher wissenschaftlich schreibt, hilft sich, den Fokus immer wieder zu setzen und konkret zu bleiben. Ich persönlich nutze Schreibdenken zum Rohtexten der Dissertation und so kommt schon im ersten Durchgang viel aufs Papier. Ich erkenne Lücken, offene Fragen, Ansätze, aber auch, wo ich zu weit abschweife und den Fokus verliere.

Beim literarischen Schreiben bin ich aktuell in einer Situation, dass Zeitlose 2, den ich bis zum Erscheinen des ersten Bandes am 10.03 geschrieben haben will, vor dem ultimativen Twist steht und ich einfach unsicher bin, wie ich den richtig vermitteln kann. Auch da hilft mir das Schreibdenken, indem ich in kurzen Sätzen verschiedene Möglichkeiten durchspiele und so schnell erkenne, was funktioniert und was nicht.

Eine weitere Meinung zum Buch findet ihr auf schreibwerkstatt.co.at.

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